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> m e d i e n
aufs wasser
hinauslauschen
der st.galler pianist andreas huber hat seinem publikum mit
erfolg hundert minuten morton feldman "zugemutet". felix
epprechts fotografien haben ihm dabei massgeblich geholfen.
...andreas huber überzeugte durch seine spezielle kunst, sich
hundert minuten fast nur im pianissimo-bereich, in sich
umspielenden und feinst fliessenden klangtropfen aufzuhalten...
feldman scheint in "triadic memories" geradezu hartnäckig das
festgefahrene dicke, vordergründige und – im vergleich zu seinen
zart-strukturen – den bombast des traditionellen klavierklangs
ausmerzen zu wollen. ein feldman-spezialist muss (darf) dafür
dann das grosse glück der kleinsten veränderung ausleben.
andreas huber tat dies und liess die stillen geheimnisse dieser
"anti-klaviermusik" hell und entspannt aufleuchten...
klavierklang und schwarzweissfotografien der ostsee, der
barentsee und finnischer gewässer in synthese... felix epprecht
ist mit seinen fotos selbst ein "meditierender". bei seinen
reisen in den norden bleibt er jeweils nur an einem ort. wie
seine kamera, die so die eindrucksvollen veränderungen des immer
selben bildausschnitts liefert... "gehörte stille" nennt
epprecht sie zu recht.
st. galler tagblatt, 10. 2. 2009
morton feldman
...später wurde der einfluss schuberts in morton feldmans musik
offensichtlicher, in weiten formen, die sich unablässig weiter
in der zeit entfalteten. man fragt sich beim hören immer wieder,
wie es feldman schaffte, die musik in gang zu halten, so etwa in
"for bunita marcus", einem der letzten sparsamen und
pausendurchsetzten stücke von 1985, das der st. galler pianist
andreas huber auf seiner neuen cd ruhig und fein gestaltet.
tagesanzeiger zürich, 28. 6. 2008
pianistische endlos-trance
...morton feldmans musik kann man nicht einfach so konsumieren wie sonstige
klaviermusik. man muss sich auf sie einlassen, in sie eintauchen, sich
ihr hingeben...
...das klangereignis wirkt als solches. und es wirkt in "for bunita
marcus" in seinem ruhigen aufgerolltsein wie endlose ewigkeit...
...für all diese musikalische philosophie braucht der engagierte
feldman-interpret spezielle fähigkeiten. er muss über lange zeit feinste
grade zwei- und dreifachen pianos durchhalten. er braucht einen inneren
atem, um diese "ungefähre" dennoch exakt zu setzen. und er braucht sinn
für verstreichende zeit, eine fähigkeit quasi hinabzusinken in ebenen,
die dem zuhörer dann eine art musikalische meditation ermöglichen
kann...
.... andreas huber hat all diese eigenschaften und spielt sich mit
seiner neuen cd in den kreis berufener feldman-interpreten.
st. galler tagblatt, 13. 2. 2008
im rhythmus des wassers
andreas huber experimentiert mit steve reich
...doch piano phase II, von andreas huber in eine installation aus
wasserklängen getränkt, ist nicht einfach wellness-musik. statt in
whirlpooldämpfen die gedanken einzunebeln, zielt es auf geschärfte
sinne, auf kontrast von motorik und naturmusik: rieseln, sprudeln,
plätschern, rauschen...
...eine dritte variation taucht steve reichs vorlage in elektronische
klangwelten, lässt es mit keyboards, drums und rhodes piano im jazzclub
auftauchen...
st. galler tagblatt, 3. 3. 2005
konflikt zwischen auge und ohr
...felix epprecht und andreas huber, die initiatoren von "das projekt"
könnten sich mit diesem arrangement dem verdacht aussetzen, die unglaublichen
längen der feldmanschen werke per unterhaltung erträglich machen zu wollen.
nein, sie liefern gemeinsam mit der überaus sensitiven interpretation des
arioso-quartetts einen schlüssel zu diesem werk...
st. galler tagblatt, 21. 3. 2000
tönende himmelsfahnen
...minimale melodien, echos, spiegelungen tönen durch den weiten raum der
kathedrale, geschichten erzählend gleitet wolke um wolke vorbei... streng und
mit grösster beherrschung zeigen sie augenblicke im unwiederholbaren wir die
klangereignisse der musik feldmans. ein erwachen für auge und ohr.
st. galler tagblatt, 25. 1. 1999
die kostbaren töne des john cage
...ein cd-erlebnis für klang-asketen: da sitzt man, am besten ebenfalls
nachts, und wartet und hört die stille und empfängt jeden der doch noch
erklingenden töne wie ein geschenk und als wenn es der letzte wäre. musik
als seltene kostbarkeit das ist in einer lärmigen zeit wie der gegenwärtigen
ein fast schon subversives unterfangen.
st. galler tagblatt, 16. 11. 1996
"das projekt": musik zum sehen
...es waren fliessende bewegungen, geometrische formen,
farblicheüberlagerungen und veränderungen zu sehen eine ideale übereinstimmung
von bild und ton...
...die beiden spielten perfekt und präzise, unendlich fein aufeinander
abgestimmt und aufeinander hörend, in rhythmischen und tonlichen minimalen
veränderungen. ein mitreissendes stück neue musik in mitreissender
interpretation...
st. galler tagblatt, 23. 1. 1996
bild, klang und text
...so verschmolzen bild, text und musik zu einer einheit, die man sowohl als
ganzes aufnehmen wie auch einzeln auf sich einwirken lassen konnte, ohne dass
die aufmerksamkeit abgelenkt wurde... das in jeder hinsicht gelungene "projekt"
stiess beim zahlreich erschienenen publikum auf grosse resonanz...
st. galler tagblatt, 13. 12. 1994 |
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